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Burg Spantekow

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Burg Spantekow


 2007
 84 x 102 cm
 Öl auf Hartfaser

Pommernherzog Johann Friedrich und Graf Ulrich von Schwerin im Winter 1567/68 auf Schloss Spantekow

Für Geschichts- und Kunstfreunde ist die abseits von der Küste, etwa 15 km südwestlich von Anklam gelegene Burg Spantekow im ehemaligen mittelalterlichen „Land Groswin“ etwas Besonderes. Gleich zu welcher Jahreszeit, auch in winterlicher Schönheit, erweist sie sich als historisches Juwel und „Dornröschenschloss“ in Ostvorpommern. Die Burg, zugleich eine monumentale Feste, von Wall und Graben umgeben, im Dorfzentrum von Spantekow und das in ihr befindliche Renaissance-Schloss, das älteste Pommerns überhaupt, zeigen sich  gegenwärtig in einem desolaten Zustand. Burg und insbesondere ihr Schloss  vermitteln aber den Kundigen auch heute noch den Hauch von einstiger Pracht und Größe aus der Zeit des Übergangs vom ausgehenden Mittelalter in die frühe Neuzeit. In jüngster Zeit inspirierten Architektur und Geschichte, die Besichtigung der dunklen Kasematten, des finsteren Burgverlieses oder des Remters, dem ehemaligen „Rittersaal“ im Schloss, den Maler und Grafiker Eckhard Buchholz dazu, dieses Anwesen reicher pommerscher Geschichte bildkünstlerisch zu dokumentieren. Burg und Schloss Spantekow erlebten sowohl friedliche Zeiten als auch kriegerische Ereignisse, die hier nur kurz skizziert werden können. Von den Anfängen im 13. Jahrhundert bis 1945 war zunächst die Burg und dann seit Baubeginn des Schlosses in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts somit auch dieser Renaissancebau im Besitz der Grafen der von Schwerin, danach wieder seit 1999. Im gleichen Jahr erfolgte nämlich der Rückkauf durch den jetzigen Besitzer, Kaspar Freiherr von Harnier.

 Da die Wurzeln des Adelsgeschlechts derer von Schwerin bis 1178 zurückreichen, gehört es demzufolge zu den ältesten in Pommern. Bereits zur Zeit Heinrichs des Löwen (1129-1195), der als sächsischer Herzog das slawische Mecklenburg 1160 unterwarf und kurz darauf auch  Pommern besiegte (1164), war der Ahnherr der Schwerins Bernhardus (Bernhard I.) wahrscheinlich sein Gefolgsmann und wurde Vogt der neuen Burg Schwerin (1178). In diesem einflussreichen Amt folgten ihm sein Sohn Bernhard II. 1218 in Schwerin  Dieser hinterließ zwei Söhne, die späteren Ritter Heinrich und Daniel. Während aber Heinrich in Mecklenburg verblieb, muss sich Daniel (1230-1262) nach West- bzw. Vorpommern begeben haben, das damals von Herzog Barnim I. (um 1210-1278) regiert wurde, auf alle Fälle aber seine Söhne Gerhard I., Oldag I. und Werner I. Die Urenkel des Ahnherrn Bernhard I. erwarben in Vorpommern Land anscheinend als Lehen der Pommernherzöge und begründeten die so genannte „pommersche Linie“ der Schwerins mit ihren Zweiglinien Usedom (Gerhard I., 1251-1282), Altwigshagen (Oldag I., 1256-1291) und Spantekow (Werner I., 1258-1264). Die „alte Burg“ Spantekow, das slawische „castrum Spantekow“,  gehörte also 1258 zum Besitz des Ritters Werner I. von Schwerin  Er und seine Söhne wurden danach urkundlich 1315 bzw. 1321 als Erben des „castrum Spantekow“ durch die Pommernherzöge Otto I. und Barnim III. bestätigt.

Im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts stiegen die von Schwerins im damaligen „Land Groswin“ im Umfeld von Anklam zu einem reich begüterten und einflussreichen Adelsgeschlecht auf. Diese Adligen, die in der Gunst der Pommernherzöge standen, befehdeten sich im 14. und 15. Jahrhundert sogar mit den Bürgern der benachbarten Hansestadt Anklam. Durch zahlreiche kriegerische Einwirkungen verfiel jedoch die alte Burg von etwa 1250 rasant im 16. Jahrhundert. Der damalige Burgherr, Graf Ulrich von Schwerin (um 1500-1570), der zugleich Großhofmeister am herzoglichen Hof zu Wolgast war, und seine Gemahlin, Gräfin Anna geb. von Arnim, veranlassten nach alten Plänen sowohl die Erweiterung der Burg als Niederungsfestung als auch den Neubau des Renaissance-Schlosses. Unter Leitung des Wallbaumeisters Jost Spangenberg entstand die neue Anlage auf einem künstlichen Hügel inmitten sumpfigen Geländes nach neunjähriger Bauzeit von 1558 bis 1567. Die Burganlage besitzt heute eine umbaute Fläche von 190 x 250 Meter. In Spantekow weilten mehrmals  Mitglieder der Herzogsfamilie von Pommern-Wolgast zu Gast bei ihrem Großhofmeister. Bemerkenswert ist hierbei, dass die neue Feste sogar den Truppen des gefürchteten kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) im Jahre 1627 widerstehen konnte. Aber nach den folgenden einhundertzehn Jahren war ihre Blütezeit vorbei, als Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg (1620-1688), der mit Schweden im Kriegszustand lag,  die mittlerweile in schwedischen Besitz übergegangene Festung 1677 erobern konnte und sie teilweise zerstören ließ. Das dabei stark in Mitleidenschaft gezogene Schloss im Renaissance-Stil war noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unbewohnt. Es erlebte einen neuen, jedoch kurzen Aufschwung nach 1895, als der neue Besitzer Hans Bone von Schwerin (1868-1945) das „verwunschene“ Schloss in den Jahren 1899 bis 1901 und 1908 modernisieren ließ. Aber persönliche Rückschläge und finanzieller Notstand des Hans Bone von Schwerin in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und sein Tod kurz nach Kriegsende, verursachten einen erneuten desolaten Zustand des Spantekower Schlosses, der abgesehen von wenigen Denkmalschutzmaßnahmen zu DDR-Zeiten und auch nach der Wende bis heute nicht behoben werden konnte. Abseits der Touristenströme dämmert so die vergessene Burg Spantekow mit ihrem reichen Kranz von Geschichte und Geschichten Jahr für Jahr dahin!

Eckhard Buchholz entschied sich deshalb mit dem Verfasser an einem Wintertag vor Ort, zumindest das Schloss in seiner Gesamtansicht künstlerisch umzusetzen, aber nicht in Form einer bloßen „kalten“ farbigen Architekturzeichnung. Auch an ein Historienbild in Verbindung mit exponierten   kriegerischen Handlungen analog seines Werkes in Öl „Die Belagerung Stralsunds …1628“ war nicht gedacht, sondern an eine friedvolle Episode aus der Geschichte von Burg und Schloss Spantekow, etwa als  Mitglieder der Herzogsfamilie von Pommern-Wolgast bei ihrem Großhofmeister Ulrich von Schwerin zu Gast in dem neu erbauten Schloss Spantekow im Winter 1567/68 weilten.

Der Künstler verarbeitete das Ereignis so: Die Menschen im Vordergrund des Ölbildes bilden den Handlungsraum mit Pommernherzog Johann Friedrich (1542-1600) zu Pferde und Graf Ulrich von Schwerin als zentrale Figuren in winterlicher Landschaft, im Mittelgrund erstrahlt das Spantekower Schloss in alter Pracht, das in tiefblaue Nuancen des Winterhimmels im Hintergrund eintaucht. Der Reiz des Bildes in seiner Malweise zwischen Naturalismus und Impressionismus und mit gewissen romantischen Zügen, liegt in der künstlerischen Bewältigung des Stufenweisen Übergangs verschiedener Lichtreflexionen - vom hell flutenden Licht des Schlosses über bläuliche Halbschatten im Schnee. Das Gemälde erweist sich einerseits als ein beeindruckendes Kunstwerk und faszinierendes Zeitbild, das ein Detail pommerscher Geschichte aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widerspiegelt.

Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald