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Schlacht an der Raxa

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Die Schlacht an der Raxa


 2005
 95 x 132 cm
 Öl auf Hartfaser

Auftakt zur Schlacht an der Raxa (16. Oktober 955)

In Vorbereitung auf die 1050. Wiederkehr der Schlacht an der Raxa (Recknitz) im Oktober 2005 schuf Eckhard Buchholz in den Wintermonaten 2004/05 ein entsprechendes Historienbild, das am 14. März 2005 in Stralsund sein Debüt erfuhr und große Beachtung fand. Recherchen des Verfassers und gemeinsame Besichtigungen vor Ort mit Eckhard Buchholz ergaben,  dass diese gewaltige Schlacht zwischen den Aufgeboten des Königs und späteren Kaisers Otto I. (936-973) und den slawischen Stammesverbänden der Obotriten und Lutizen (Wilzen) am 16. Oktober 955 mit hoher Wahrscheinlichkeit am rechten Recknitzufer bei der heutigen nordvorpommerschen Gemeinde Pantlitz stattgefunden hat, konkret auf dem ausgedehnten Wiesengelände zwischen dem mächtigen slawischen Burgwall und dem Kirchhügel des Ortes.

Die natürliche Kulisse zwischen Pantlitz und Recknitz inspirierte unter anderem den Künstler für das beeindruckende Historienbild, in dem er sozusagen den Vorspann auf die zu erwartende Schlacht widerspiegelt: Die Vorhut beider Heere treffen aufeinander. Ein reines Schlachtenbild mit Toten und Verwundeten, die sich im Blute wälzen, wollte er aus ästhetischen Gründen nicht schaffen, obwohl die historischen Nachrichten von einem „Morden“ sprechen, „das bis in die tiefe Nacht währte“. Wie kam es zu dieser Schlacht?  Zur Zeit König Heinrichs I. (919-936), der als Begründer des frühfeudalen Deutschen Reiches gilt, siedelten an dessen Ostgrenze, die an der Elbe endete, zwischen Ostseeküste und Erzgebirge zahlreiche slawische Stammesverbände bzw. Stämme, die sich den Übergriffen deutscher Feudalherren widersetzten. Um insbesondere die Ungarn und später auch die benachbarten Slawen zu zügeln, schuf Heinrich I.  ein „gepanzertes Reiterheer“, das sich als  königliche „Elitetruppe“ in mehreren Schlachten sowohl gegen die Slawen als auch die Ungarn siegreich erwies, aber die Madjaren sollten wiederkommen! Als Otto I. nach dem Tode seines Vaters mit 24 Jahren den deutschen Thron bestieg, verheerten die Ungarn erneut deutsches Reichsgebiet, und auch die slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder machten durch Aufstände den jungen König schwer zu schaffen. Er musste schnellstens handeln. Eine gewaltige Heeresmacht unter Otto I. stellte die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955 zur Schlacht und besiegte sie vernichtend. In einem Eilmarsch von neun Wochen bzw. 63 Tagen begab sich das königliche Heer anschließend nach Nordosten, um an der Recknitz im Grenzgebiet der späteren Herzogtümer Mecklenburg und Pommern die vereinten slawischen Stämme der Obotriten und Lutizen zwischen unterer Elbe und unterer Oder zum Kampf zu stellen.

Nach Überlieferung des Chronisten Widukind von Corvey (973) und Recherchen neuerer Historiker zeigte sich folgende Situation: „Der Obotritenfürst Stoignew, der das slawische Aufgebot führte, ließ das deutsche Heer bis zur Raxa (Recknitz), einem sumpfigen und schwer überschreitbaren Wasserlauf im Gebiet der Kessiner, vordringen …. Ein Teil der slawischen Streitmacht umging das Heer Ottos I. und versperrte ihm den Rückzug durch Baumverhaue. Hunger und Seuchen suchten die Belagerten heim … Verhandlungen, die Markgraf Gero mit Stoignew aufnahm, führten zu keinem Ergebnis. Otto I. versuchte nun, seine Gegner durch eine Finte zu überwinden und führte noch vor Tagesanbruch  am 16. Oktober 955 an jener Stelle der Recknitz einen Scheinangriff durch ... Währenddessen zog Markgraf Gero etwa eine Meile flussabwärts und ließ (drei) Brücken errichten, über die nun der größte Teil des königlichen Heeres marschierte und den Kampf gegen Stoignews Heer eröffnen. Es wurde geschlagen und floh. Stoignew selber wurde von dem sächsischen Ritter Hosed getötet … Das Morden währte bis in die tiefe Nacht. Am nächsten Morgen wurde das Haupt des Stoignew auf freiem Feld aufgestellt, ringsum wurden 700 Gefangene enthauptet“ (J. Herrmann 1985). Otto I. hatte damit den slawischen Widerstand für fast drei Jahrzehnte unterbunden.

Mit diesem Historienbild setzte Eckhard Buchholz ein dramatisches Ereignis deutscher Geschichte, das heute kaum noch bekannt ist, meisterhaft künstlerisch um.

Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald